Mit und nach Joseph Beuys

Joseph Beuys - Backstein für F.I.U.
Joseph Beuys - Spur 1-117
Joseph Beuys - Spur 2-3864a

Joseph Beuys

12. Mai 1921 in Krefeld als Sohn eines Kaufmanns geboren  1927-1932 Besuch der Volksschule in Kleve  1932-1940 Staatliches Gymnasium (ab 1936 Oberschule) Kleve, Beuys bleibt ohne Schulabschluss  1941 Beuys meldet sich freiwillig zur Luftwaffe und verpflichtet sich für 12 Jahre als Berufssoldat als Bordfunker und Bordschützen  1944 Während eines Kriegseinsatzes Absturz des Flugzeuges auf der Krim, leicht verletzt. Später erzählt er, er sei schwer verletzt worden, etwa am Kopf, und Tataren hätten ihn mit Filz gewärmt, seine Wunden mit Fett behandelt und ihm so das Leben gerettet  1945 Britische Kriegsgefangenschaft. August: Rückkehr nach Kleve, hier lernt er beim Maler Hanns Lamers und dem Bildhauer Walther Brüx  1946-1955 Mitglied im Niederrheinischen Künstlerbund Kleve. Beteiligungen an regionalen Gruppenausstellungen  1946-1952 Studium der Malerei und der Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Josef Enseling und Meisterschüler von Ewald Mataré  1953 Erste Einzelausstellung von Skulpturen und Zeichnungen in Kranenburg und in Wuppertal  1959 Heirat mit der Kunsterzieherin Eva Wurmbach  1961-1972 Professur an der Kunstakademie Düsseldorf  ab 1964 Beteiligung an jeder documenta kassel  1965 Galerieausstellung bei Alfred Schmela in Düsseldorf  1967 Gründung "Deutsche Studentenpartei" Forderung nach Autonomie von Hochschule  1970 Gründung der "Organisation der Nichtwähler, Freie Volksabstimmung"  1971 Gründer der "Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung". Oktober: Beuys besetzt mit seinen Schülern das Sekretariat der Kunstakademie Düsseldorf  1972 Oktober: Beuys besetzt mit abgewiesenen Bewerbern das Sekretaritat der Kunstakademie Düsseldorf, fristlose Kündigung  1973 Gründung der "Freien Internationalen Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung"  1976 Biennale in Venedig  1978  fristlose Kündigung von 1972 wird für rechtswidrig erklärt, Beuys behält den Professorentitel und das Nutzungsrecht für das Atelier. Gastprofessur an der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst  1979 Retrospektive im New Yorker Guggenheim-Museum. Kandidatur für das Europaparlament  1980 Gastprofessur an der Frankfurter Städel-Schule. Kandidatur für den nordrhein-westfälischen Landtag als Vertreter der Grünen  1984 Ausstellung im Tokioter Seibu-Museum  23. Januar 1986 Tod in Düsseldorf nach einer Entzündung des Lungengewebes an Herzversagen

Peter Schata - Akt mit rotem Hemd, 1973, Bleistift und Aquarell auf Papier, 20,5 x 15 cm
Peter Schata - Gewitter, 1981, Aquarell, 95 x 143
Peter Schata

Peter Schata

1950 im Ruhrgebiet als ältester Sohn einer Familie mit bergmännischer und handwerklicher Tradition geboren. Besuch Volksschule und eine von Franziskanerinnen geleitete Internatsschule in Thuine, saß Sexta und Quinta im Grillo-Gymnasium in Gelsenkirchen. Abbruch der Schule  1964-1967 Erernung bei Karstadt des Berufes des Schaufenstergestalters, parallel abendliche Berufsaufbauschule mit Fachschulreife  1971 Nach dem Besuch des Studienkollegs der Hibernia-Schule in Wanne-Eickel – einer sowohl theoretisch als auch praktisch ausgerichteten Waldorfschule – allgemeine Hochschulreife  1971—1976 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er Joseph Beuys kennenlernte, mit dem er bis zu dessen Tod (1986) an verschiedenen Projekten (u.a. Aktion Dritter Weg/FIU, Honigpumpe am Arbeitsplatz d6, Aufruf zur Alternative, Aufbau der grünen Partei) zusammenarbeitete. Er verließ die Akademie als Meisterschüler auf Vorschlag seines Lehrers Rolf Crummenauer  Umzug von Düsseldorf an den Bodensee, nach Achberg. Dort arbeitete er künstlerisch an grafischen, typografischen und fotografischen Projekten und engagierte sich intensiv (1972—1989) an Entwicklung und Aufbau des Internationalen Kulturzentrums Achberg (INKA), zu dessen Förderern und Inspiratoren auch Joseph Beuys gehört  Seit 1976 Leitung des Achberger Verlages, in dem unter seiner Regie und Mitwirkung u.a. die Publikationen „Soziale Plastik“, „Abendunterhaltung“, „Documente No.1“ und „Erkenntnisübungen zur Dreigliederung“ erschienen sind  1980-1989 Entwicklung und Betrieb in Lindau auf der Insel der politisch-ökologisch ausgerichtete Buchhandlung „Machandelboom“  1981—2021 Woll-& Seidenkontor, Großhandelsunternehmen das mit exklusiven Handstrickgarnen handelt  1990 Rückkehr nach NRW und gründete in Krefeld eine Familie. Er leitete ein medizinisch-technisches Unternehmen (Tecom) mit den Schwerpunkten Computer, Medizin und allergologische Diagnostik  1993—1996 Organisationsmanagement für den „Lehrstuhl für Umweltmedizin und experimentelle Allergologie“ an der UWH (Universität Witten-Herdecke)   1993—2021 Auf Grundlage der in Lindau gesammelten Erfahrungen Entwicklung zweier Buchhandlungen für genau definierte Marktlücken: „Rumpelstilzchen“ (an der Hibernia-Schule, Herne) und „COSMAS+DAMIAN“ (seit 2004 im Therapeutikum Krefeld).

Derek Kremer - Paar 8, 90er Jahre, Stahl auf bemaltem Holzsockel, 72x14x21 cm
Derek Kremer - Betreten verboten Wasserbauamt, 1999, 79x63,5x5,5 cm, bemalte Holzplatte auf bemaltem Grund

Derek Kremer

Derek Kremer (1942 in Stuttgart geboren) steht mit seinem heterogenen und umfangreichen Oeuvre exemplarisch für die Entwicklung der Kunst nach 1945 in Deutschland. Kremer absolvierte nach seiner humanistischen Schulausbildung eine Steinbildhauerlehre in Rottenburg am Neckar und bewarb sich anschließend an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Sein Kunststudium begann Derek Kremer 1964 bei dem Bildhauer Prof. Rudolf Hoflehner (1916–1995), der vor allem durch seine monumentalen Stahlplastiken in den 1950er- und 1060er-Jahren Aufmerksamkeit erhielt. 1965 wechselte er in die Klasse von Prof. Rudolf Daudert (1903–1988) und nahm zeitgleich am Unterricht des frisch berufenen Malerei-Professors K. R. H. Sonderborg (1923–2008) teil. Nach ersten Bildhauerei-Arbeiten, die insbesondere das Spektrum zwischen Figuration und Abstraktion ausloteten, wandte er sich verstärkt der Malerei zu und experimentierte mit tachistischen Kompositionen, in denen er Bildraum, Farbe und Form untersuchte. Nach dem kurzen Intermezzo an der Akademie in Karlsruhe folgte Derek Kremer 1968 wie so viele andere Kunststudierende dem Ruf Joseph Beuys (1921–1986) nach Düsseldorf und wurde Teil der Beuyschen Klasse. Bis 1970 studierte er neben seinen Künstlerfreunden wie unter anderem Katharina Sieverding (*1941) und Imi Knoebel (*1940), mit denen ihn zeitlebens eine enge Freundschaft verband, im legendären Raum 20 an der Düsseldorfer Kunstakademie. In dieser Zeit konnte er nicht zuletzt aufgrund der offenen Praxis von Beuys sein eigenes künstlerisches Spektrum erweitern und neu denken. Zum einen entstanden in den ausgehenden 1970er-Jahren konzeptuelle Installationen, gleichzeitig arbeitete Kremer weiter an seinen Malereien, die stärker altmeisterliche Maltechniken mit post-surrealen und apokalyptischen Themen verbinden. In Öl und Eitempera auf Holz entwickelte er eine sehr eigenständige Bildsprache, die eindrücklich Realität und Fiktion zwischen Traum und Alptraum in offenen Landschaften thematisiert und dabei Bezug nimmt auf gesellschaftliche Umbrüche und Zäsuren wie die Studentenrevolution und den Vietnam-Krieg. Dabei spielen ikonographische Referenzen eine zentrale Rolle: Tiere, Mensch-Tier-Mischwesen symbolisieren in den starkfarbigen und altmeisterlich fein gemalten – beinahe an Miniaturen erinnernden – Gemälden Transformationen von Geist und Gesellschaft. In den folgenden Jahrzehnten bis zu seinem frühen Tod widmete sich Derek Kremer dem Zusammenspiel von Figuration und Abstraktion – in Objekten, Stahl- und Holzskulpturen, Gemälden, Arbeiten auf Papier, und Installationen sowie in Ready Mades untersuchte er dabei das Verhältnis von Mensch und Welt. Form, Farbe und Linie – im Kontext gesellschaftspolitischer Strömungen wurden ironisch, bissig und vor allem humorvoll kommentiert. Kremer verstand sich selbst als Künstler, der nicht fernab des Weltgeschehens agierte, sondern in engem Austausch. Seine Werke fungieren somit als Zitate, als Metaebene, als Statement. Derek Kremer starb 2014 im Allgäu.