Otto Herrmann

Biografie

1899 in Stuttgart (Feuerbach) geboren, absolvierte Otto Herrmann

die Volksschule und eine Lehre als Chemiegraph, bevor er als

Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg zog. Der militärische

Drill die Kriegserlebnisse, und die materielle Armut haben den

Künstler geprägt und schlugen sich unmittelbar in

seinem Werk nieder.

Anfang der 1920er Jahre wurde Otto Herrmann auf die Stuttgarter

Kunstakademie aufgenommen. Studienaufenthalte führten ihn

nach München, Paris und Italien. Bei Prof. Altherr absolvierte

er 1928 die Meisterklasse. Danach arbeitete er als freier Maler

und gesellschaftskritischer Zeichner für Zeitschriften

wie Simplicissimus und Jugend. In dieser Zeit schloss sich Otto

Herrmann der ARBK (Assoziation revolutionärer bildender

Künstler) an. Einer der führenden Köpfe der ARBK

war der Arzt und Schriftsteller Friedrich Wolf, für dessen

Arbeiter-Theaterstücke Herrmann Bühnenbilder und Masken

malte.

Aus dieser Zeit ist wenig erhalten – eine Bombe zerstörte

1944 sein Atelier.

Während des Dritten Reiches war es ihm kaum noch möglich

künstlerisch zu arbeiten. 1936 soll er Ausstellungsverbot

erhalten haben und im Zuge der Aktion "Entartete Kunst"

wurde 1937 ein Ölbild von ihm aus der Sammlung der Staatsgalerie

entfernt. In diesem Jahr heiratete er Maria Herrmann, um ihre

Verbindung nach mehr als 15 Jahren zu legitimieren. Trotzdem

verließ er Stuttgart vorübergehend, um in München

eine Stelle als Autotypie-Ätzer anzunehmen. Schließlich

wurde er ein zweites Mal zum Militärdienst eingezogen und

in ein Ausbildungslager für schwere Artillerie in Brünn

(Tschechien) geschickt. Dem Einsatz an der Westfront entging

er schließlich durch eine Freistellung zur Industriearbeit.


Bekannt wurde Otto Herrmann zunächst 1950 für seine

Serie DIE VERDAMMTEN; ein Zyklus aus Lithografien und Zeichnungen,

inspiriert von Plieviers Roman "Stalingrad". Die Ausstellung

der Grafiken löste in Stuttgart einen Skandal aus. Sein

Anliegen, die äußerste Entwürdigung und Verlorenheit

des Menschen im Kriegsgeschehen ins Bewusstsein zu bringen,

trug ihm den Vorwurf ein, die deutschen Soldaten zu diffamieren.


Diese erste große Aufmerksamkeit ließ Herrmann an

der Serie weiter arbeiten und ein Buchprojekt in Angriff nehmen.

Doch das aufstrebende Wirtschaftswunder und vor allem die Wiederbewaffnung

der Bundesrepublik entzogen ihm den Boden bzw. das Publikum.

Der Zyklus wurde zwar noch einige Male ausgestellt und von Sammlungen

angekauft, doch Otto Herrmann war seither als der "Stalingrad-Maler"

abgestempelt und zog sich frustriert über dieses Missverständnis

zurück.

Erst im Zuge einer Politisierung der Kunst durch die "68er"

und eine Aufwertung gegenständlicher Malerei durch die

"Neuen Wilden" bzw. die "Neoexpressionisten"

rückten Otto Herrmanns Werke wieder in den Fokus des öffentlichen

Interesses.