Hans Kuhn

Biografie

1905 Am 12. Oktober geboren in Baden-Baden

als Sohn des Feinkosthändlers und Hoflieferanten Rudolf Kuhn. Jugend und

Schulzeit in der Heimatstadt.

1924
Beginnt in München

Kunstgeschichte und Naturwissenschaften zu studieren. Dort Bekanntschaft

mit der Arbeit Ludwig Meidners. Der Entschluß Malerei zu studieren,

setzt sich durch.

1925
Wechsel nach Berlin. Schüler bei

Ludwig Meidner an der privaten Lewin-Funcke-Schule in Charlottenburg. In

den frühen Jahren entstehen hauptsächlich druckgraphische Arbeiten.

1926
Kunstakademie Berlin in der Klasse Maximilian Klewers, gemeinsam mit Werner Heldt.

1927
Verläßt Berlin für einen zweijährigen Paris-Aufenthalt. Dort Schüler von Roger Bissiere an der Academie Ranson.

1929

Im Herbst von Paris nach Florenz. Atelier im gleichen Hause mit Marino

Marini und Giovanni Colacicchi an der Piazza Donatello 5a. Nimmt dreimal

wöchentlich Fechtkurse und malt nach Modell. Mit den italienischen

Freunden gemeinsame Begeisterung für die Kunst der Etrusker und die

Ideen von "Valori Plastici". Reisen mit Colacicchi nach Anagni und Rom.

1930

Im April von Florenz aus Reise durch die Toskana mit Gert und Hellmut

Kohlbecker: Cortona, Perugia, Assisi, Siena, Volterra, Pisa, Lucca. Im

Juni in Arezzo, begeistert von Piero della Francesca. Anschließend in

Viareggio. In Forte dei Marmi Begegnung mit Carlo Carra. Im August

Segelfahrt entlang der toskanischen Küste nach Elba, u.a. mit dem

Schriftsteller und Herausgeber der Florentiner Literaturzeitschrift

"Solaria" Alberto Caarocci, dem Maler und Holzschneider Bruno Bramanti

und dem späteren Italienbuchverrfasser Eckart Peterich. September: Umzug

von Florenz nach Rom. Auf der Fahrt dorthin viertägiger Aufenthalt in

Orvieto. Ab 8. September im 'Albergo dell'Orso' in Rom. Annschließend

einige Wochen bei Giovanni Colacicchi in Anagni. Findet am 6. Oktober

ein Atelier in Trastevere, in der Via Porta di S. Pancrazio 7. Reist zu

Weihnachten für einen Moonat nach Baden - Baden. Zu Beginn der 30er

Jahre entstehen die ersten Bilder, die ganz dem Einfluß und Zauber

mediterraner Welt und Kultur verpflichtet sin.

1931 Ende Januar: Rückkehr nach Rom.

Begegnung mit De Chirico. Mai: Fahrt nach Assisi und Ancona. Von Rom aus

erste Schritte in die Welt Kampaniens: Im Juni zehntägiger Besuch in

Positano, von dort auch nach Capri. Anschließend in Pompeji, besteigt

mit Freunden den Vesuv und erlebt einen kleinen aber spektakulären

Ausbruch. Beginn der Freundschaft mit Werner Gilles, der sich ab März in

der Villa Massimo aufhält. Am 15. Juli erstmaliger Besuch auf Ischia

für vier Wochen, dort Begegnungen mit Werner Gilles und Curth Georg

Becker. Am 16. August via Neapel Übersiedlung nach Positano. Ende

September von dort aus zweiwöchiger Besuch in Anagni bei Colacicchi. 12.

Oktober Rückkehr nach Positano, mietet sich ein Haus (Casa Rossano) mit

drei Zimmern für den Winter. Ende November: Für drei Tage auf Capri. An

Weihnachten Besuch von Werner Gilles, der von der Villa Masssimo aus

Rom, gemeinsam mit dem Bildhauer Hermann BlumenthaI und einem weiteren

Freund, für einige Tage nach Positano kommt.

1932
Abfahrt

von Positano, kehrt Anfang März via Rom wegen finanzieller Probleme und

der Hochzeit seiner Schweste r nach Baden-Baden zurück. Erste

Einzelausstellung in der Kunsthalle Mannheim.

1933
Galerie-Ausstellungen in Stuttgart und Darmstadt. Reise nach Berlin.

1934

Sizilienreise: Am 25. November Abfahrt in Baden-Baden, gemeinsam mit

Liselotte Schulz und Eberhard Krummschmidt, via Florenz und FiesoIe nach

Rom und von Neapel mit dem Schiff nach Sizilien. Am 7. Dezember Ankunft

in Messina. Miete eines Hauses (Villa Stella) am Rande von Taormina mit

Blick auf den Ätna.

1935
Taormina: Malt und

aquarelliert, arbeitet außerdem mit dem späteren Theater-Regisseur in

New York Krummschmidt täglich an einem Drehbuch. Im April findet in

seiner Abwesennheit eine Ausstellung in der Galerie Gurlitt in Berlin

statt. Am 7. Juli schiffen sich die Freunnde auf dem holländischen 3.000

t - Frachter "Vulkanus" in Messina ein und fahren via Paalermo und

Cagliari nach Amsterdam, wo sie am 24. Juli eintreffen. Hält sich in

Amsterdam, Köln, Düsseldorf und Frankfurt zu Museumsbesuchen auf und

kehrt am 31. Juli zurück nach Baden-Baden. Mietet sich dort bald darauf

ein Atelier in der Villa Schriever in der Lichtentaler Allee.

1936
Februar bis April in Berlin. Wiederbegegnung mit Werner Gilles. Verhandelt über eine Ausstellung in der Galerie Buchholz

1937

Bezieht Anfang des Jahres ein Atelier in der Brandenburgischenstr. 37.

Durch den Architekten Karl Kohlbecker Auftrag zur Gestaltung eines

Raumes im neuen DaimlerWerk in Ludwigsfelde. Im Februar Wiederbegegnung

mit Werner Gilles, der aus Ischia zurückkehrte und mit Werner Heldt, der

seinen Rückzug nach Mallorca abbrach. Anfang Oktober: Richtet sich ein

Atelier in der Keithstr. 39 ein, wo er für die nächsten Jahre bleibt.

Eine bereits gehängte Ausstellung in der Galerie Buchholz wird vor der

Eröffnung beeschlagnahmt. Erhält Ausstellungsverbot.

1938

Gibt sein Atelier in Baden-Baden auf und bleibt weiter in Berlin. In

dieser Zeit eng verbunden mit dem Kreis der Klosterstraße. Regelmäßige

Begegnungen mit den Freunden Werner Gilles, Werner Heldt, Ludwig Kasper,

Hermann BlumenthaI, Curt Georg Becker, J an Bontjes van Beek und Hans

Mettel.

1939
Hält sich mit malerischen Raumdekorationen

und Buchillustrationen über Wasser. Auftrag für ein monumentales Bild in

einem Leichtmetallwerk in Wernigerode im Harz. Der Wunsch im Herbst

endlich wieder nach Italien zu fahren, wird durch den Ausbruch des

Krieges vereitelt. Im November erneute Rückkehr von Gilles aus Palinuro

nach Berlin. Verrbringt den Weihnachtsabend mit Werner Gilles und Jan

Bontjes van Beek. In diesen Jahren entstehen Arbeiten, die von der

entrückten Welt von Bühne und Orcheester erfüllt sind. Auf vielen

Bildern werden Räume und Plätze von Tauben bevölkert. Die Themen dieser

Jahre stehen wie eine Metapher für die Flucht ins Innere und die

Sehnsucht nach einem Leben in südlicher Unbeschwertheit.

1940

Musterung und Rückstellung. Ab August für sechs Wochen in Ahrenshoop an

der Ostsee, um vor der drohenden Einberufung ungestört arbeiten zu

können.

1941
Am 4. Februar Einberufung zu einem

Sanitätsbataillon. Am 26. Juli Begegnung mit Gilles, Heldt und MetteI,

denen allen die Einberufung droht. Ab 3. Oktober Ausbildung zum

Dollmetscher in französisch und italienisch. Am 2. November Versetzung

nach Frankreich, zum Oberkommando von Groß-Paris im Hotel Meurice.

1942
Kann sich für kurze Zeit ein Atelier in Paris mieten, ab Mitte des Jahres ein üMalzimmer" im Hotel Meurice.

1943
Ab April wieder eigene Arbeitsräume. Begegnungen mit Braque und Picasso in deren Ateliers.

1944
Weiterhin

in Paris. Ende Januar Zerstörung des Berliner Ateliers in der

Keithstraße bei einem Bombenangriff. Kann sich am Tag vor der Eroberung

von Paris, am 24. August, durch Zufall einem bewaffneten Konvoi

anschließen und sich absetzen. Die gesamte Einheit im Meurice gerät tags

darauf in Gefangenschaft. Gerät über Reims schließlich in Verdun

wieeder zu seiner Division und wird vorübergehend entlassen. Am 20.

September wieder in Berlin. Kommt dort erneut zu einer

Dolmetscher-Kompanie. Mietet sich, in der Hoffnung, nun in Berlin zu

bleiben, sofort einen bombengeschädigten Raum als neues Atelier. Am 20.

Dezember plötzliche Versetzung nach Italien. Via Udine,- Venedig und

Verona nach Creemona. Wird allein bei Bauern einquartiert, kann dort

auch malen.

1945
Am 2.3. Verlegung der Kompanie in die

Apenninausläufer oberhalb von Nervi bei Genua. Im April stellt der

Führer der Kompanie, ein zweiundzwanzigjähriger Offizier, es den

Älteeren frei zu gehen. Begibt sich, nach kurzem Aufenthalt bei

italienischen Partisanen, nach Genua und dort in amerikanische

Kriegsgefangenschaft. Baldige Entlassung aus der Geefangenschaft.

Rückkehr nach Baden-Baden, Atelier in der Lichtentalerstraße, aktives

Mittglied im Kulturrat, erste Einzelausstellung nach dem Krieg. Das

Thema der Bühne wird zu einem Schauplatz mediterran-arkadischer

Traumszenerien, die von einer konkreten Figürlichkeit zunehmend Abstand

nehmen. Zum Ende der 40er Jahre entwickelt sich eine abstrakte

Formensprache, die die Themen Kuhns aber weiterrhin, reduziert auf

Chiffren, in sich trägt.

1947
Auf Anregung Karl Hafers

Berufung an die Hochschule der bildenden Künste, Berlin, Klas- se für

Wandmalerei. Atelier im Grunewald, in der Trabenerstraße.

1949
Mitinitiator der Berliner Neuen Gruppe.

1950

Gründungsmitglied des wiedergegründeten Deutschen Künstlerbundes. Ab

Mitte der 50er Jahre zahlreiche Aufträge für großformatige Wandbilder,

Mosaike und Glaswände in öfffentlichen und industriellen Bauten.

Jährlich mehrmonatiger Aufenthalt auf Ischia im Kreiise von Werner

Gilles und Eduard Bargheer. Die Insel wird erneut Treffpunkt vieler

Maler, unter anderem begegnen sich dort: Ernst Schumacher, Max Kaus,

Hans Purrmann, Bernnhard Dörries und Werner Heldt.

1954
Heirat mit der Berliner Ballett-Tänzerin Ursula Fischer in Baden-Baden

1956 Entstehung der ersten geschliffenen Acrylharz-Lackbilder. Für wenige Jahre ist die Formenwelt von Hans Kuhn fast ganz abstrakt.

1962

Entstehung der ersten Spachtelbilder. Die hochglänzenden Lackbilder

werden durch Bilder mit einer rauhen, wand verputz artigen

Oberflächenstruktur abgelöst. In diesen Jahren wird das Oval zu einem

zentralen Bildrnotiv. Eine fortan wiederkehrende landschafts- und

architekturbezogene Formensprache entwickelt sich.

1965
Erste große Retrospektive in der Kunsthalle Baden-Baden.

1969

Hans-Thoma-Preis des Landes Baden-Württemberg. Ab Mitte der 60er Jahre

regelmäßiger Aufenthalt in Castiglione della Pescaia (Toskana). Zum Ende

der 60er Jahre prägt sich die für das Alterswerk charakteristische

Chiffren-Sprache zunehmend aus: Meer und Horiizont, Pinie und Tor,

Drachen und Blick werden zu zentralen Elementen der Bilder.

1974

An der Hochschule der Künste in Berlin emeritiert. Lebt und arbeitet im

Wechsel in Baden-Baden und Berlin. In den 70er Jahren

Arbeitsaufenthalte auf verschiedenen Mittelmeerinnseln, unter anderem

auf: Sardinien, Sizilien, Zypern, Rhodos und Ibiza.

1975
Ausstellung "Bilder der letzten Jahre" im Kunstverein Mannheim.

1980

Ausstellung "Bilder der Letzten 25 Jahre" in der Orangerie im Schloß

Charlottenburg, Neuer Berliner Kunstverein. In den 80er Jahren Reisen

nach Portugal, Sardinien und Monteecatini.

1981
Ausstellung "Bilder der letzten 25 Jahre" im Kunstverein Ludwigshafen.

1982
Verlust

des Berliner Ateliers im Grunewald durch Verkauf und Umbau des Hauses.

Es enstehen die letzten großformatigen Bilder (über zwei Meter).

Anschließend Atelierraum in der Wohnung Charlottenbrunnerstraße.

1991
Ausstellung "Aquarelle und Gouachen aus sechs Jahrzehnten" in der Galerie Pels-Leusden, Villa Grisebach, Berlin. Hans Kuhn stirbt am 12. Dezember 1991 in Baden-Baden


Einzelausstellungen (Auswahl)

1932   Kunsthalle Mannheim  
1933   Kunstverein Darmstadt  
1935   Galerie Gurlitt, Berlin  
1937   Galerie Buchholz, Berlin  
            (Beschlagnahme der Ausstellung und  
            Ausstellungsverbot)  
1945   Städtische Sammlung, Kulturrat,  
            Baden-Baden  
1947   Galerie Rosen, Berlin  
            Galerie Henning, Halle an der Saale  
1948   Graphisches Kabinett Hauswedell, Hamburg  
1949   Hessisches Landesmuseum, Kassel  
1951   Galerie Bremer, Berlin  
1952   Kunstverein Mannheim  
1953   Märkisches Museum, Witten/Ruhr  
            Badischer Kunstverein, Karlsruhe  
1954   Kunstverein Frankfurt a.M.  
1961   Galleria San Fedele, Mailand  
1962
   Märkisches Museum, Witten/Ruhr  
            Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden  
1963   Galerie Springer, Berlin  
            Galerie Wirnitzer, Baden-Baden  
1965   Staatliche Kunsthalle, Baden-Baden  
1967   Kunstverein Hannover 
1969   Hans-Thoma-Museum, Bernau
1970   Städtisches Bodenseemuseum, Friedrichshafen
            Kongreßhaus und Galerie Wirnitzer, Baden-Baden
1975   Kunstverein Mannheim
            Galerie Pels-Leusden, Berlin
1980   Orangerie im Schloß Charlottenburg, 
            Neuer Berliner Kunstverein, Berlin
            Galerie Suzanne Fischer, Baden-Baden
1981   Schloßhofgalerie Schrade, Lindau.
            Kunstverein Ludwigshafen   
1985   Galerie Pels Leusden, Berlin
1987   Galerie Schrade, Schloß Mochental
1990   Galerie Suzanne Fischer, Baden-Baden
1991   Galerie Pels-Leusden, Villa Grisebach, Berlin
1993   Galerie Schrade, Schloß Mochental
1998   Gesellschaft der Freunde junger Kunst, Baden-Baden
1999   Frankfurter Westend Galerie, Frankfurt am Main
2005  
Kunsthalle, Baden-Baden
2010  
Galerie Schrade - Karlsruhe